Der Pisciadù-Klettersteig bei Corvara: Ein Herz aus Stein
Der Pisciadù-Klettersteig bei Corvara: Über Seil und Stein
Zahlreiche schöne Kletterrouten führen auf die verschiedenen Gipfel der Dolomiten. Der meistbegangene Klettersteig Südtirols ist jedoch der Pisciadù-Klettersteig, der in den Fels des Sellastocks getrieben wurde. Das liegt auch an seiner guten Erreichbarkeit. Mit dem Auto aus Richtung des Grödnertals kommend ist das Grödner Joch die erste Etappe. Zwei Kilometer weiter Richtung Corvara befindet sich ein großer Parkplatz – der Ausgangsort für den Klettersteig. Von hier aus ist es nicht weit bis zu einer etwa 50 Meter hohen, mit Eisenstufen versehenen Felswand. Wer diese erste Hürde auf dem Weg nach oben gemeistert hat, gelangt auf einen kurzen Wanderweg, der in ein paar Gehminuten zum eigentlichen Einstieg des Pisciadù führt. Immer gut gesichert geht es nun senkrecht in die Höhe, zur Linken rauscht der Pisciadù-Wasserfall, und wer den Mut hat, sich umzudrehen, erblickt weit unter sich Corvara. Nach etwa zwei Stunden in luftiger Höhe erreicht man das Highlight des Klettersteigs – die Hängebrücke zum Exner Turm. Dieser atemberaubende Übergang zwischen zwei Felstürmen ist nicht zu unrecht wohl die meistfotografierte Hängebrücke des Landes und bildet den Abschluss des Klettersteigs. Wer sie glücklich hinter sich gelassen hat, gelangt nach etwa 40 Gehminuten schließlich zur Pisciadù-Hütte am Pisciadù-See. Nach 724 überwundenen Höhenmetern ist hier die Speisekarte der Hütte eine äußerst willkommene Lektüre.
Ein filmreifer Abschluss
Nach einer kräftigen Stärkung gilt es eine Antwort auf die Frage aller Bergfragen zu finden: Rauf oder runter? Beides ist von der Pisciadù-Hütte aus möglich: Wer in der konditionellen Blüte seines Lebens steht, steigt noch am selben Tag auf die fast 3.000 Meter hohe Pisciadù-Spitze. Wem die Höhenluft hingegen allmählich zu dünn wird, der hat zwei Möglichkeiten des Abstiegs. Die Wahl der meisten Wanderer fällt auf den Abstieg durch die Val Setùs, der in etwa eineinhalb Stunden über Schutt und Geröll direkt zum Parkplatz zurückführt.
Etwas länger, aber dafür noch schöner ist der Abstieg durch das Mittagstal, das im Winter ein beliebtes Ziel für Skitourengeher ist. Die weiß-graue Felslandschaft des Tales war übrigens auch Kulisse des Films „Cliffhanger“ mit Sylvester Stallone.
Wichtige Infos zum Klettern am Pisciadù-Steig
Damit ein Tag auf dem Pisciadù-Klettersteig zum ungetrübten Highlight wird, sollten Kletterer in spe ein paar Dinge beachten: Der Pisciadù gehört zwar nicht zu den schwierigsten Alpintouren, aber eine gewisse Klettererfahrung sowie Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte man auf jeden Fall mitbringen. Für Anfänger ist der Steig nicht geeignet, denn vor allem der letzte Teil des Pisciadù hat es in sich. Aus diesem Grund muss man unbedingt auch auf die richtige Ausrüstung achten: Bergschuhe, Klettergurt, Helm, Seil und die richtigen Karabiner sind unerlässlich. Und schließlich noch ein Wort zur Aufbruchszeit: Die beste Tourenzeit ist von Ende Juni bis Oktober. Die Beliebtheit des Pisciadù hat aber zur Folge, dass es an manchen Stellen auf dem Weg nach oben zu einer wahren Kletterer-Schlange kommen kann. Wer den „Bergstau“ umgehen will, startet deshalb in aller Frühe oder etwas später. Wer es sich zeitlich einrichten kann, bezwingt den Pisciadù überhaupt besser werktags und meidet das Gewusel am Wochenende.