Gilfenklamm: Die einzige Marmorschlucht Europas

Über 175 Höhenmeter hinweg rauscht der Ratschingser Bach hier zwischen turmhohen Felswänden und weißem Marmor hindurch, bis er schließlich als Wasserfall über verschiedenen Stufen zu Tal donnert und in den Ridnauner Bach einmündet. Das Naturspektakel Gilfenklamm können Besucher ganz aus der Nähe auf einem gut gesicherten Steig beobachten, der über Treppen und schmale Brücken bis ins Herzstück der Schlucht führt. Eine Wanderung für die ganze Familie.
Gilfenklamm zwischen Lebenselixier und Urgewalt Wasser
Der Bach tobt durch die wilde Klamm. Wasser spritzt gegen die Felswände, die nicht so weiß sind, wie man es von hellem Marmor erwarten würde – Moose und Flechten haben den Stein grün und schwarz gefärbt. Nur die Steine im Bachbett leuchten hell. Hier können die Kleinen planschen und kleine Dämme bauen, während die Eltern in der rauschenden Umgebung Kraft tanken. Vor allem in den Sommermonaten ist der Weg beliebt, das Wasser und die Felsen sorgen hier stets für Kühlung. Nicht umsonst gilt die Gilfenklamm als eine der schönsten zugänglichen Schluchten der Alpen. Vor allem im Frühsommer, wenn der Schnee auf den Bergen schmilzt und der Bach so viel Wasser führt wie das ganze Jahr nicht, bietet der 15 Meter hohe Wasserfall einen Anblick, bei dem man tatsächlich für einen Augenblick das Atmen vergessen könnte.
Von weißem Marmor und dem Weg zwischen Felsen
Den ersten gesicherten Fußweg mit Treppen und Brücken hat 1896 der Österreichische Alpenverein angelegt. Bezeichnet wurde die beeindruckende Gilfenklamm damals als „Kaiser-Franz-Josef-Klamm", woran noch heute eine Gedenktafel am Weg erinnert.
Bereits damals lockte die Schlucht tausende Besucher an. 1961 wurde der Weg wieder instandgesetzt. Der reine und weiße Marmor rund um Ratschings war in alten Zeiten besonders geschätzt. Schon in der Römerzeit verwendete man diesen Marmor, der sogar in die Stützmauern der Straße ins Ridnauntal eingearbeitet wurde. Nicht nur in der gotischen Pfarrkirche von Sterzing, sondern auch in der Innsbrucker Hofkirche und in Schloss Schönbrunn in Wien findet man Bauelemente aus diesem Marmor und die Bildhauer einiger Denkmäler in Wien gaben ebenfalls diesem Material den Vorzug.
Im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ist der berühmte Mithras-Stein aus Sterzing ausgestellt, ein römisches Relief aus dem Marmor der Gilfenklamm, das den Sonnengott Mithras und den Urstier darstellt. Im Innenhof des Sterzinger Rathauses kann man eine Kopie bewundern.
Hinein ins Abenteuer
Der Name „Gilf“ ist mit dem Wort „Golf“ verwandt und stammt vom griechischen „colpos“ ab, was soviel bedeutet wie Bucht, Busen, Höhlung oder Rundung. Man kann die Höhlung der Gilfenklamm über einen Weg entlang des Jaufenbachs in Stange erreichen. Aufwärts wandert man rund eine Stunde, abwärts eine Dreiviertelstunde. Geöffnet ist die Klamm von Anfang Mai bis Anfang November von 9:00 bis 17:00 Uhr, im Juli und August von 9:00 bis 18:00 Uhr. Die Besichtigung der Gilfenklamm ist kostenpflichtig: Erwachsene zahlen vier Euro, Kinder zwei Euro, Gruppen 3,50 Euro.