Castelfeder im Unterland: Eine griechische Insel in Südtirol

Castelfeder: Ein Fels im Sturm der Geschichte
Erste Siedlungsspuren auf Castelfeder finden sich bereits aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Urnengräber mit Grabbeigaben aus dieser Zeit deuten auf eine frühe Besiedelung hin. Etwa 2.500 Jahre später, nach dem Untergang des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus, war dieses Gebiet Teil des griechisch geprägten Byzantinischen Reiches. Um die vordringenden germanischen Stämme aufzuhalten, erbauten die Byzantiner eine Festung auf Castelfeder, gaben sie im 7. Jahrhundert nach zwei Bränden jedoch wieder auf. Erst im frühen Mittelalter erneuerte und ergänzte man die Befestigungen und nutzte den Hügel wieder als Verteidigungsanlage. Verschiedenste Ruinen bezeugen heute noch die bewegte Geschichte von Castelfeder.
Ein Tag in Trümmern
Auf der Kuppe des Hügels stechen vor allem zwei steinerne Gebilde ins Auge. Auf der Ostseite stehen die Überreste der St.-Barbara-Kapelle, die wahrscheinlich bereits im 6. Jahrhundert erbaut und erst ab 1750 nicht mehr genutzt und dem Verfall preisgegeben wurde.
Die Westseite zieren hingegen die sogenannten Kuchelen, Rundbögen, die noch von der ursprünglich 500 Meter langen byzantinischen Ringmauer übriggeblieben sind. Etwas hügelabwärts entdeckt man weitere Abschnitte der Ringmauer, die in ihrer Bauweise an die Festungsmauern Konstantinopels erinnert. Ein eindeutiges Zeichen, dass hier Griechen am Werk waren. Der Bautätigkeit in späterer Zeit verdanken wir hingegen die Ruinen des sogenannten Langobardenturms, dessen Grundmauern bis heute einen wehrhaften Eindruck machen.
Weniger von Menschenhand als vielmehr von der Kraft der Gletscher geschaffen ist die „Fruchtbarkeitsrutsche“ in unmittelbarer Nähe der Kuchelen. Von dieser glattgeschliffenen Steinrampe erzählt man, sie habe eine „fruchtbare“ Wirkung. Wenn sie also noch keinen Kinderwunsch hegen, sollten sie von einer Rutschpartie Abstand nehmen.
Spielwiesen
Ein Aufstieg zur Hügelkuppe Castelfeders ist aber nicht nur für Freunde der Geschichte lohnenswert. Die Byzantiner wussten, warum sie genau hier eine Festungsanlage errichteten. Vom höchsten Punkt Castelfeders hat man einen unverstellten Blick über Südtirols Süden und fühlt sich tatsächlich ein wenig wie der Wächter des Etschtals. Neben dem Pfad auf die Hügelkuppe durchschlängeln Castelfeder noch weitere Wanderwege. An der Straße zwischen Auer und Montan beginnt beispielsweise der Naturerlebnisweg Biotop Castelfeder, der mit Informationstafeln am Wegesrand über Flora und Fauna des Biotops aufklärt. Diejenigen unter uns, die noch nicht lesen können, kommen dabei ebenfalls voll auf ihre Kosten. Die Wiesen Castelfeders sind der ideale Spielplatz für Kinder. Zudem sind Menschen nicht die einzigen Bewohner des Hügels. Ziegen und vereinzelt auch Esel weiden auf Castelfeder und sorgen ebenfalls für Abwechslung. Und nicht zuletzt ist der Hügel auch der ideale Ort für ein Picknick im Schatten der alten Bäume.