Das Schaubergwerk in Prettau: Von fleißigen Knappen und freien Atemwegen

Glück auf!
So der hoffnungsvolle Spruch der Bergknappen, die einst in den engen Stollen des Bergwerks von Prettau ihrer gefährlichen Arbeit nachgingen. Allein die Einfahrt in den St.-Ignaz-Stollen ist für Besucher aller Altersklassen ein unvergessliches Erlebnis. Genau da, wo seit 1400 Kupfererz abgebaut wurde, kann man sich heute ein Bild von 500 Jahren Bergbaugeschichte und dem harten Leben der Knappen machen. Das Bergwerk war über Jahrhunderte ein wichtiger Arbeitgeber für zahlreiche Familienväter und hat das Leben im Ahrntal bis heute entscheidend geprägt. In seinen besten Zeiten beschäftigte das Bergwerk in Prettau 400 bis 450 Arbeiter, darunter fast die ganze männliche Bewohnerschaft Prettaus. Für die damalige Zeit war es ein Großbetrieb, der vielen Kleinbauern aus dem Ahrntal einen willkommenen Nebenerwerb bot. Im Jahr 1893 wurde das Bergwerk geschlossen.
Das Kupferbergwerk in der Nähe des Rötbachs war wahrscheinlich schon in der Bronzezeit in Betrieb. Erstmals geschichtlich belegt ist es in einem Dokument von 1426. Zunächst wurden die Erzadern über Schächte angefahren. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts baute man die ersten Stollen, zunächst vor allem, um das Wasser aus dem Innern des Berges abzuleiten. Der unterste Stollen, der St.‑Ignaz‑Stollen, ist mit über einem Kilometer der längste von insgesamt 20 Stollen. Im Unterschied zu den Stollen weiter oben, die per Hand „geschrämmt“ wurden, sprengte man den St.-Ignaz-Stollen mit Schwarzpulver. Längs des sogenannten Knappensteiges ist ein Lehrpfad angelegt. Vorbei an den Ruinen von Knappenunterkünften und einem rekonstruierten Pochwerk, das zur Zerkleinerung der Erze diente, führt dieser Steig in etwa zwei Stunden bis auf 2.100 Meter zur St.-Wilhelm-Grube am Rötkreuz. Von der Rötalm aus hat man freien Blick auf die imposanten Gipfel der Zillertaler Alpen.
Wo Allergiker tief einatmen können
Ist man erst einmal mit der Grubenbahn in das Bergwerk Prettau eingefahren, gelangt man dort auch in den Klimastollen. Hier herrschen ideale lufthygienische Bedingungen, die allergische und chronische Atemwegsprobleme lindern. Speläotherapie nennt sich das Verfahren, was übersetzt Höhlentherapie bedeutet. In feuchten Höhlen ist die relative Luftfeuchtigkeit nahe dem Sättigungsgrad von 100 Prozent. Das heißt, es bilden sich Kondenswasser und Nebel. Schwebstoffe und Allergene in der Luft werden so gebunden und schlagen sich an den feuchten Wänden nieder. Das macht die Atemluft im Stollen so rein. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. In den kühlen Stollen liegt die Temperatur zwischen 8 und 10 °C; beim Einatmen erwärmt sich die Luft auf 37 °C und nimmt Wasser auf, das den Schleimhäuten entzogen wird. Dadurch gehen etwaige Schwellungen der Schleimhäute zurück und die Betroffenen können freier atmen.
Für die Besucher stehen Liegen, Schlafsäcke und Decken bereit, warm anziehen sollte man sich aber trotzdem. Die Betreuung erfolgt durch geschultes Personal. Eine Sitzung dauert etwa zwei Stunden, wie oft eine solche Therapie nötig ist, hängt vom Krankheitsbild ab. Die Therapie ist auch für Kinder geeignet.
Als erstes Gesundheitsdorf Südtirols ist Prettau mit dem Weiler Kasern der perfekte Ort für einen Urlaub auf dem Bauernhof für Allergiker, denn hier ist die Pollenkonzentration so niedrig wie an fast keinem anderen Ort.